Hör mal wer da hämmert – flueddi macht ein Messer

Hör mal wer da hämmert – flueddi macht ein Messer

Nachdem in den letzten Tagen ein bisschen Sightseeing in Luang Prabang auf dem Plan stand, habe ich mir für heute mal etwas Besonderes gegönnt und einen Kurs bei der Backstreet-Academy gebucht. Ich werde in Luang Prabang heute ein Messer schmieden.

Weil ich schon immer eher ein Freund von lokalen, handgemachten Souvenirs mit Bedeutung war und den (meist in chinesischen Fabriken massengefertigten) Touri-Souvenirs meist nicht viel abgewinnen kann, habe ich mich für diesen Messer-Schmiedekurs entschieden.

Die Reisegruppe

Um 9:00 holte mich der Dolmetscher des Kurses mit dem Elektro-TukTuk vom Hostel ab. Die Gruppengröße war sehr klein, außer mir war lediglich noch Susan aus San Francisco mit von der Partie. Mit dem kleinen eTukTuk ging’s dann ca. 30min raus aus der Stadt, in ein kleines Dorf am Rande des Flughafens. Dort wartete bereits die Familie unseres Workshopleiters auf die Gäste.

Es gab eine kurze Vorstellungsrunde in der man uns der Ablauf des heutigen Workshop erklärte. Mr. Phan leitet die kleine Schmiede, die seit 3 Generationen im Familienbesitz ist und später mal von seinen Söhnen übernommen wird. Damit ist Mr. Phan unser „Meister des Messer schmieden“ in der Gegend um Luang Prabang. Zuerst würde uns Mr. Phan mit seinen Söhnen die Arbeitsschritte demonstrieren. Dann würden wir sie unter seinem strengen Auge selbst an unseren Metallklötzen(Messern in spé) nachmachen. Fehler unsererseits würde der erfahrene Schmied später ausbessern. So dass wir auf jeden Fall mit unserem eigenen Messer nach Hause gehen.

Qual der Wahl

Welche Messerform darf es sein

Bevor es jedoch losging, wurden uns die verschiedenen Messervarianten präsentiert, die wir fertigen konnten. Wir hatten nun die Qual der Wahl und mussten uns für eine Variante entscheiden. Bei der Buchung des Workshops hatte ich bereits ein paar Upgrades bestellt. So würde mein Messer z.B. mit einem Holzgriff ausgestattet, anstatt nur einen Bambusgriff zu bekommen. Außerdem hatte ich mich für den Klingenschutz aus Holz statt aus Papier entschieden.

Nun ging es also nur noch um die Form der Klinge, die war allerdings gar nicht so einfach festzulegen. Um ehrlich zu sein, sahen die Formen sich doch recht ähnlich. So ähnlich, dass ich nicht wirklich wusste, wofür ich mich nun entscheiden sollte.

Im Endeffekt landeten wir beide bei der selben Form und konnten endlich loslegen.

Messer schmieden

Messer schmieden in Luang Prabang
Das Eisen wird vorbereitet

Mr. Phans Söhne hatten bereits ein Stück Eisen im Feuer zum Glühen gebracht. Wir mussten nun als erstes den Stahl mittels Spaltkeil und Hammer in zwei Teile zerlegen. Das Ganze dauerte fast eine halbe Stunde, da wir als Neulinge noch recht zögerlich zu werke gingen. Der Stahl kühlte natürlich so schnell wieder ab. Wir mussten die Prozedur also mehrmals wiederholen, um den kompletten Stahl zu durchtrennen.

Nachdem eine dicke Kerbe in den Stahl geschlagen war, galt es nun die beiden Seiten durch kräftige Hammerschläge in zwei Teile zu brechen. Diese würde wir dann weiter bearbeiten. Das Ganze  wiederholte sich mehrmals während wir uns der finalen Messerform immer weiter annäherten.

Nachdem nun die Grundform für unsere Messer geschaffen war, mussten wir die Dicke des Messers verringern. Als dreier Team ließen wir immer abwechselnd den Hammer auf das Metallstück krachen, während der alte Meister das Metall in die richtige Position bewegte. Auch hier benötigten wir mehrere Anläufe bis wir schließlich die richtige Dicke erreicht hatten. Nun mussten wir noch die Messerschneide formen indem wir ne ganze Zeit lang mit nem dicken Hammer drauf rum kloppten. Nachdem auch dieser Akt vollbracht war, hatten wir zwar die Schneide geschaffen. Dabei haben wir das gute Stück leider auch ziemlich krumm gebogen. Also wurde uns nun beigebracht wie wir das Messer wieder gerade richten und die Ausrichtung prüfen konnten.

Rohling beim Messer schmieden in Luang Prabang
So sieht ein Messerrohling aus

Nachdem wir unter kräftiger Hilfe von Mr. Phan unsere Messer wieder gerade gehämmmert hatten, konnten wir endlich das finale Detail hinzufügen und unser Makers Mark in die Klinge schlagen. Mr. Phan hatte leider nur einen Buchstaben zur Verfügung, also wurden wir ein wenig kreativ um ein schönes Design zu finden.

Der letzte Schliff

Nachdem der Messerrohling erkaltet war, begann einer der Söhne damit die Klinge für den finalen Schliff vorzubereiten. Dazu bediente er sich seiner Flex und trug damit einen gehörigen Teil Material ab. Nachdem das Material entfernt war wurde die Messerklinge nochmals kurz erwärmt um den Griff anzubringen. Zuvor hatten Susan und ich das Griffstück mit einem aus Insektenpanzern bestehenden Kleber gefüllt. Der schmolz nun durch die Wärme des Messers und verband die Klinge nach dem Erkalten fest mit dem Griff. Um die Klinge zu härten wurde das Messer schließlich im kalten Wasser abgeschreckt.

Für die abschließende Schärfe, setzten wir uns an einen Schleifstein. Dort bewegten wir nun eine verdammt lange Zeit unser Messer hin und her, um die Schneide schön scharf zu schleifen. Anscheinend gaben wir keine sonderlich guten Klingenschleifer ab. Mr. Phan übernahm nach einiger Zeit die finale Schärfung des Messers und führte uns die Schärfe auch gleich eindrucksvoll vor, indem er die Haare seiner Arme abrasierte und einen Teil seines Daumennagels traktierte. Die endgültige Messerprobe durften wir dann selber an einem Stück Papier durchführen.

Nach mittlerweile 4 Stunden Gehämmer und Geschleife waren wir alle ziemlich kaputt aber glücklich. Schließlich hatten wir in Luang Prabang unser eigenes Messer schmieden können und hielten nun unsere ersten selbstgemachten Messer in Händen. Also posierten wir fröhlich für dieses großartige Abschlussfoto, bevor wir wieder zurück in unsere Hostels fuhren.

Geschafft, aber glücklich – die Knifegang
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