Es fährt ein Zug nach Nirgendwo – im Nachtzug zurück nach Bangkok

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo – im Nachtzug zurück nach Bangkok

Nach ein paar wunderbaren Tagen in Chiang Mai stand gestern die Rückreise im Nachtzug nach Bangkok an. Heute bin ich in Ayutthaya angekommen und das alles mit nur einer Zugfahrt – aber langsam.

Ich habe für den Weg zurück nach Bangkok den Nachtzug gebucht und mich vom Taxi zum Bahnhof bringen lassen. Der Zug startete pünktlich aus Chiang Mai und erreichte die erste Station hinter Chiang Mai ohne Verspätung.
Dann erreicht mich und die anderen Fahrgäste die Nachricht, dass ein Zug aus Pukhet vor uns auf der Strecke entgleist ist. Es könne ein paar Stunden dauern bis wir weiterfahren.

Alles kein Problem, schließlich sitzen wir in ’nem Zug mit Betten und Restaurant und haben Zeit. Man ist ja schließlich auf Reisen und nicht auf der Flucht. Also gingen wir alle erstmal gemütlich schlafen. Am nächsten Morgen nach dem Aufstehen schauen wir aus dem Fenster und stellen fest, dass wir uns über Nacht nicht einen Meter bewegt haben. Wir stehen immer noch am selben Bahnhof.

An diesem Punkt breitet sich langsam Panik bei den anderen Reisenden aus. Viele US-Amerikaner und Asiaten packen ihre Sachen zusammen und wollen den Flughafen in Chiang Mai per Taxi erreichen um einen der zahlreichen Flüge zu erwischen. Meine kleine Gruppe jedoch bleibt standhaft im nun beinahe leeren Zug sitzen, es soll ja angeblich noch weiter gehen.

chain ba

Ab und an kommt der Schaffner vorbei, der uns jedes Mal auf unsere Betten deutend „chain ba“ entgegen ruft. Er lässt uns weiter sitzen als wir ihm entgegnen unsere Betten könnten ruhig noch ein wenig länger im Liegemodus bleiben. Wir fragen ihn auch wann wir denn mit der Verspätung in Bangkok ankommen werden. Worauf hin er nur wieder mal ein ominöses „chain ba“ antwortet und verschwindet.

Vielleicht dämmert dem Einen oder Anderen, was uns zu dem Zeitpunkt nicht bewusst war. Nämlich das mit „chain ba“ nicht etwa unser Bett gemeint war. Ein paar Gespräche mit anderen im Zug befindlichen Asiaten und einen kurzen Blick aus dem Fenster später wird es uns allen schlagartig klar. „chain ba“ ist nicht Thai, sondern gebrochenes English und steht für „change (to the) bus“.

Draußen vor dem Bahnhof stehen 2 große Reisebusse, die uns nun wohl zum nächsten befahrbaren Bahnhof bringen sollen. Dieser Zug fährt nirgendwo mehr hin – haben die Eingleisungsarbeiten wohl doch länger gedauert als wir dachten.

Also packen auch wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg zum Bus, der uns eine Stunde später am nächsten Bahnhof wieder ausspuckt.

Dort steht abfahrbereit eine genaue Kopie unseres Nachtzug nach Bangkok und wartet auf unsere Ankunft. Vor die Weiterfahrt hat die liebe Bahn uns allerdings einen Hindernissparcour gesetzt. Um zum Gleis zu kommen, müssen wir erstmal durch einen anderen Zug klettern. Das scheint hier in Thailand an den Provinzbahnhöfen so üblich zu sein. Dank der vielen abgesprungen Fahrgäste, die nun Fluggäste sind, haben wir sogar freie Platzwahl und die meisten Abteile für uns. Der Zug soll nun gegen 20:00 in Bangkok ankommen. Das macht eine Verspätung von rekordverdächtigen 14 Stunden, da erscheint die Deutsche Bahn im Vergleich ja fast überpünktlich.

Nachtzug Bangkok Ayutthaya
Bahnhof Ayutthaya

Die Polen mit denen ich im Abteil sitze wollen nach Ayutthaya, ich eigentlich nach Bangkok. Aber da ich in Bangkok nur mein Gepäck ablegen und dann auch nach Ayutthaya fahren wollte entscheide ich mich spontan direkt in Ayutthaya aus dem Zug zu springen. Noch fix ein Guesthouse für 2 Nächte organisiert und schon streift man für die nächsten Tage durch Ayutthaya statt Bangkok.

Kommentare sind geschlossen.