Bangkok – Kulturschock in Sathorn

Bangkok – Kulturschock in Sathorn

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Fahrt im Nachtzug, bin ich heute gegen 6:30 am Bahnhof Hua Lam Phong in Bangkok angekommen. Mangels Internet im Zug war ich auf nichts vorbereitet und hatte keinen Plan wie ich zum Hostel im Sathorn Distrikt in Bangkok kommen sollte.

Also erstmal recherchieren. Nachdem ich im nächstbesten Bahnhofscafé das WiFi angezapft hatte, war ich schlauer. Es gibt 2 Karten für den ÖPNV in Bangkok, die MRT-Card für die Metro und die Rabbit-Card für den Skytrain. Beide kombiniert machen das Vorwärtskommen deutlich bequemer.

Auf ins Hostel

Mein Hostel liegt in Sathorn, oder wie ich beim Blick auf die Karte feststellen musste – am A**** der Heide. Um dort hinzukommen muss ich erstmal eine Stunde mit MRT und Skytrain fahren, yay! Laut Empfehlung aus dem Netz ist Sathorn die neue hippe Gegend in Bangkok. Als ich in Sathorn ankomme gibt es dort jedoch vor allem Banken und Schulen. Die hippe Gegend hatte ich mir doch irgendwie anders vorgestellt. 

Jeder zweite hier hat seine Kopfhörer auf und guckt die ganze Zeit nur stur aufs Display des Smartphones. Diese Leute bewegen sich mit der Geschwindigkeit eines Walking-Dead Zombies ohne Beine vorwärts. Mehrmals kann ich eine Kollision mit einem der Teenie-Smombies, die plötzlich mitten auf dem Gehweg anhalten nur knapp verhindern. Das Smartphone Problem hier in Bangkok scheint groß zu sein. Sogar die Verkehrsbetriebe haben die Anzeigeflächen in den Bahnstationen mit Anti-Smartphone-Kampagnen tapeziert.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich vollkommen übermüdet das Hostel erreiche, ist niemand da, alles liegt im Dunkeln. Nur ein kleiner Zettel macht auf den nächsten Schritt aufmerksam – Bitte Nr. 0123456789 anrufen, für Check-In. Das Problem – ich bin frisch dem Zug aus Laos entstiegen und hatte bisher keine Gelegenheit mir eine SIM-Karte für Thailand zuzulegen. Das passende Werkzeug um meine o2-SIM einzulegen und in den sauren Roaming-Apfel zu beißen habe ich auch nicht dabei. Vielleicht kommt ja noch jemand, der mir aufmachen kann. 

Last Man on Earth

Nach einer Stunde gebe ich auf und begebe mich auf die Jagd nach einer Thai-SIM, die ich zum Glück in einem nahe gelegenen 7-11 finde. Nach einem kurzen Anruf der mit einem Klicken in der Leitung endet, bevor ich noch “bis gleich” sagen kann, macht mir Mr.Bank der Hostelbetreiber höchstselbst die Tür auf und zeigt mir die Räumlichkeiten. 

Gähnende Leere im Hostel im Sathorn District in Bangkok

Da ich im Nachtzug nicht sonderlich viel geschlafen habe, lege ich mich erstmal hin und hole etwas Schlaf nach. Die anderen Gäste kann man ja auch später noch kennenlernen, denke ich mir. Als ich wieder aufwache ist das Hostel leer, das Licht aus und Mr.Bank verschwunden. Bis zum Check-Out werde ich ihn nicht wieder sehen. Ein paar Tage später werde ich Eines feststellen – das mit dem Socializing im Hostel kann man hier total vergessen. Es ist absolut niemand zu sehen, weder morgens zum Frühstück noch abends.

Erkundungstour durch Sathorn in Bangkok

Um der vollkommenen Stille und der gruseligen Last-Man-On-Earth Atmosphäre des Hostels etwas entgegen zu setzen, begebe ich mich nachmittags auf eine Tour durch die nähere Umgebung.

Dabei stelle ich fest – abgesehen von ’nem Hindu-Tempel gibt es hier anscheinend nix Interessantes zu sehen oder zu tun. Schließlich fahre ich mit dem Skytrain zur MBK-Mall, die sich damit rühmt 2000 Geschäfte zu beherbergen. Die meisten von denen sind leider die typischen kleinen Handyshops mit Fake-Chargern und Fake-iPhones, aber es gibt auch Perlen. Zum Beispiel eine großzügige Arcade, einen Sony-Store und ’nen Foodcourt. Die Atmosphäre hier ähnelt eher einem Basar oder einer Markthalle, als einer Shopping-Mall wie man sie aus Europa oder Singapur kennt. Neben der MBK-Mall befinden sich in direkter Nachbarschaft weitere große Shoppingcenter. Das Siam Discovery, das Siam Center und die Siam Square One Mall liegen alle nicht weit entfernt. Die Malls  sind hier irgendwie ein bisschen chaotisch und unübersichtlich aufgebaut, für mich die pure Reizüberflutung. Wer nicht weiß was er sucht, verliert sehr schnell den Überblick in den verwinkelten Gängen und hat nach zwei Stunden immer noch nicht das Richtige gefunden.

Diagnose – Kulturschock

Mit Kopfschmerzen vor lauter Läden und Navigationsstress begebe ich mich schließlich wieder zum Hostel zurück. Irgendwie war heute der Wurm drin, Bangkok dat war noch nix. Erster Tag in Bangkok und ich hab das Gefühl die Stadt will mich schnell wieder loswerden, aktuell bin ich geneigt ihr diesen Wunsch zu erfüllen, Sathorn ist nicht meins. Diagnose – Kulturschock. Dabei bin ich doch schon seit ’nem Monat in Asien und hatte bisher keine Probleme. Scheint ein Part des Phänomen Bangkok zu sein, ich bin gespannt was morgen passiert.

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